Zur Begrüssung reicht Monika Wyss ein gerolltes, kaltes Tüchlein, das dezent nach Zitronengras duftet. Die Ankunft am Sitz der Travel Gallery in Horw LU erinnert an den Empfang in einem fernöstlichen Luxushotel.
Edle Herbergen, in denen das Personal dem verwöhnten Gast jeden Wunsch von den Lippen abliest – das ist die Welt von Monika Wyss. Als Personal Travel Assistant organisiert die 41-jährige Luzernerin zusammen mit einer Mitarbeiterin Ferienreisen für Gutbetuchte. «Die meisten Kunden sind Topmanager zwischen 40 und 60. Leute, die perfekt gestaltete Ferien wünschen und hohe Ansprüche stellen.»
Namen gibt Wyss nicht preis. Diskretion ist in diesem diffizilen Geschäft oberste Maxime. Die smarte Lady bereitet den Reiseablauf minutiös vor, vom Limousinentransfer zum Airport über den Flug bis zur Hotelübernachtung. Beliebte Ankerplätze sind auch Luxusliner, Jachten oder Safari- Camps.
Obwohl Monika Wyss nichts dem Zufall überlässt, sind ihre Kunden kaum gefeit vor den Launen der Natur. Von Horw aus coachte sie im April einen Geschäftsmann, der samt Familie eine Woche in Bangkok festsass. Nach dem Vulkanausbruch in Island hatte Thai Airways sämtliche Europaflüge gestrichen. Der Mann war so beeindruckt vom fernmündlichen Zuspruch, dass er später Monika Wyss bat, eine Rechnung für den Sonderaufwand zu senden. Derartige Grosszügigkeit bleibt die Ausnahme. Die Travel-Gallery-Inhaberin lebt von Hotelkommissionen und bescheidenen pauschalen Buchungsgebühren.
Zum Tüechli-Service an der Horwer Stirnrütistrasse verirrt sich eine Minderheit. Mit den meisten Kunden kommuniziert Monika Wyss per Telefon oder Computer. Die Wünsche der Schönen und Reichen sind weniger aufregend, als man das erwarten würde. «Sie suchen in der Regel Ruhe – in einem Hotel, das keine Fragen offen lässt und auch Möglichkeiten für Sport und Wellness bietet.» Frégate Island auf den Seychellen ist eine Oase, die hohe Anforderungen erfüllt, oder das Mandarin Oriental in Chiang Mai, Thailand.
Gerne empfiehlt Monika Wyss Unterkünfte, die zu bekannten Hotelketten gehören, Six Senses, Aman Resorts, Mandarin Oriental oder Peninsula. Das ist nicht das Resultat von Einfalls losigkeit. «Diese Ketten garantieren einen hohen Qualitätsstandard nach internationalen Massstäben.» Sie mindern das Pannenrisiko erheblich.
Gutbetuchte ticken wie ganz normale Menschen. Sie ärgern sich in der Hotelsuite an Lärmimmissionen, verursacht durch den nahen Lift oder dünne Wände. Sie können mangelhaft gereinigte Badezimmer so wenig ausstehen wie Hotelpersonal, das nach kurzem Klopfzeichen ungerufen ins Zimmer stürmt. Und auch wenn sie 1000 Franken und mehr für die Nächtigung bezahlen, möchten Reiche das Mineralwasser, das auf dem Nachttisch oder der Minibar thront, nicht auf der Zimmerrechnung finden. Man gönnt sich wieder was. «Die Kundschaft bucht vermehrt First-Class-Flüge», konstatiert Monika Wyss. Bevorzugte Gesellschaften: Singapore Airlines und Emirates, aber auch Swiss.
Mehrmals pro Jahr steigt Wyss selber ins Flugzeug, um neue Destinationen und Hotels zu erkunden. Zuletzt war sie im Six Senses in Oman, auf Bali und im südlichen Afrika. 2011 will die Unternehmerin erstmals eine eigene Kleingruppenreise organisieren und per Cessna in Namibia und Botswana von Lodge zu Lodge hüpfen.
Quelle: SonntagsZeitung